Stellen Sie sich vor: Ihr Unternehmen launcht ein neues Produkt. Wochenlange Arbeit fließt in die internationale Kampagne, die Website geht live – und plötzlich stolpern potenzielle Kunden in Übersee über einen Slogan, der im falschen Kontext missverständlich, vielleicht sogar unfreiwillig komisch wirkt. Der Grund? Eine unglückliche maschinelle Übersetzung.
So etwas passiert schneller, als man denkt. Denn Sprache ist viel mehr als die bloße Aneinanderreihung von Wörtern. Sie ist Emotion, Identität – und im Business vor allem: ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Terminologie – das unsichtbare Rückgrat Ihrer Kommunikation
Hinter jedem erfolgreichen globalen Unternehmen steckt ein gut gehüteter Schatz: die Terminologie. Sie ist das Wörterbuch der Marke, das festlegt, wie Fachbegriffe, Produktnamen, Slogans und branchenspezifische Ausdrücke konsequent und einheitlich verwendet werden.
Fehlt dieser rote Faden, sind Missverständnisse programmiert:
– Aus „Cloud Storage“ wird plötzlich „Wolkenlagerung“ – technisch falsch und unfreiwillig komisch.
– Der Finanzbegriff „equity“ wird mal als „Eigenkapital“, mal als „Aktienkapital“ übersetzt – mit gravierenden Folgen für die Klarheit.
– In der Weinwelt kann ein „dry wine“ als „trockener Wein“ richtig, aber in einem ungünstigen Kontext fälschlicherweise als „ausgetrockneter Wein“ erscheinen – ein Fauxpas, der sofort Authentizität kostet.
So etwas schwächt nicht nur die Botschaft, sondern auch die Markenidentität.
👉 Studien belegen: Unternehmen mit konsistenter Terminologie steigern ihr Markenvertrauen im Ausland um bis zu 30 % (Quelle: CSA Research).
Maschinelle Übersetzung – genial schnell, gefährlich ungenau
Maschinelle Übersetzungssysteme wie DeepL oder Google Translate sind beeindruckende Werkzeuge. Sie lernen aus Millionen von Texten, erkennen Muster und liefern in Sekundenbruchteilen Ergebnisse. Doch sie haben einen blinden Fleck: Ihre Unternehmenssprache, Ihre Kultur, Ihre Werte.
Das führt zu Fehlern, die auf den ersten Blick unsichtbar sind, aber im Detail alles verändern:
– Ein Begriff taucht in derselben Broschüre mehrfach in unterschiedlichen Varianten auf.
– Ihr Markenslogan verliert durch eine unpassende Übersetzung seine Kraft.
– Ein neutraler Ausdruck kippt in einer anderen Kultur ins Negative.
Die Konsequenz: Ein Text, der zwar sprachlich „korrekt“ ist, aber nicht die gewünschte Wirkung entfaltet.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein weltweit tätiger Automobilhersteller ließ seine Sicherheitshinweise automatisch übersetzen. Ein einziger falsch gewählter Begriff führte dazu, dass ein technischer Hinweis in einem Land rechtlich nicht eindeutig war. Die Folge: teure Nachdrucke und ein Imageschaden, der hätte vermieden werden können.
Terminologie-Management – die Geheimwaffe gegen Übersetzungsrisiken
Die gute Nachricht: Maschinelle Übersetzungen können sehr wohl zuverlässig sein – wenn sie auf einer stabilen terminologischen Basis stehen. Professionelles Terminologie-Management ist hier der Schlüssel.
Dazu gehört:
1. Eine lebendige Terminologiedatenbank: Mit Definitionen, genehmigten Übersetzungen, Kontextbeispielen und klaren Regeln.
2. Integration ins MT-System: So weiß die Engine automatisch, welche Begriffe in welchem Kontext korrekt sind.
3. Pflege und Aktualisierung: Sprache entwickelt sich. Terminologie auch. Neue Begriffe müssen aufgenommen, alte angepasst, Missverständnisse ausgeräumt werden.
4. Menschliches Post-Editing: Denn nur Fachübersetzer:innen erkennen, ob der Ton stimmt, die Botschaft passt und der kulturelle Kontext gewahrt bleibt.
👉 Tipp: Starten Sie klein – mit einer Liste der wichtigsten 50 Begriffe. Schon das kann Ihre Übersetzungsqualität spürbar steigern.
Terminologie als Wettbewerbsvorteil
Unternehmen, die Terminologie professionell steuern, berichten nicht nur von besseren Übersetzungen, sondern auch von effizienteren Prozessen:
– Zeitersparnis: Übersetzer:innen und MT-Systeme greifen auf einheitliche Daten zurück – weniger Nachfragen, weniger Korrekturschleifen.
– Kostenreduktion: Weniger Fehler bedeutet weniger Nachbearbeitung.
– Starke Markenidentität: Die Botschaft bleibt in allen Märkten unverwechselbar.
Gerade in Branchen mit sensibler Kommunikation – IT, Finanzen, Medizintechnik oder Weinwirtschaft – kann eine konsistente Terminologie über den Markterfolg entscheiden.
Fazit – Worte sind mehr als Worte
Ein falsch gewählter Begriff kann Vertrauen kosten, ein gut gewählter das Geschäft sichern. Maschinelle Übersetzung ist deshalb kein Selbstläufer, sondern ein Werkzeug, das klug gesteuert werden will.
Unternehmen, die in Terminologie-Management investieren, schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie sparen Zeit und Kosten – und sichern zugleich ihre Markenbotschaft in allen Märkten.
💡 Mein Tipp: Betrachten Sie Terminologie nicht als technisches Beiwerk, sondern als strategischen Schatz. Wer sie bewusst pflegt und in den Übersetzungsprozess einbettet, verwandelt maschinelle Übersetzungen von einer möglichen Schwachstelle in einen messbaren Wettbewerbsvorteil.